Muzej/Museum Peršman

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Tag des Denkmals, Rede Heindl/Robnik

Rede zum Tag des Denkmals am 25.09.22
Von Drehli Robnik und Gabu Heindl 
In St. Ruprecht/Šentrupert

Wir sind heute da, versammelt am Tag des Denkmals, an diesem Denkmal hinter uns.

Es ist nicht so eindeutig, was dieses Denkmal ist, denn es ist eigentlich zwei Denkmäler. Und so klar ist auch nicht, was der Tag dieses Denkmals ist, was das Heute da bedeutet, auch was das Wir bedeutet. Wir sind da – aber was „da“ ist, ist bei einem Denkmal ja eigentlich die Frage.

Denn bekanntlich weist jedes Denkmal auf etwas hin, das nicht da ist. Es bezeichnet etwas; nicht nur sich selbst. Dieses Denkmal hier verweist noch mehr als viele andere auf etwas, das nicht da ist. Und auf mehrerlei Tage, mehrerlei Zeitpunkte.

Das Denkmal hier ist zunächst ein Grabmal. Beerdigt und namentlich auf Bodenplatten genannt sind hier seit 1946 die Partisan*innen, die in den Jahren zuvor auf der Saualpe gefallen sind: zu Tode gekommen im Partisanenkampf gegen die Nazis – im einzigen erfolgreichen militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, der auch auf dem Territorium des Deutschen Reiches stattfand. Das Denkmal verweist auf etwas in der Zeit der Nazi-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs – auf den Kampf der Partisan*innen als etwas Anomales in dieser (keineswegs normalen) Geschichte: auf etwas, das in der Schreibung und Vermittlung dieser Geschichte nach wie vor an den Rand gedrängt, wenig anerkannt, ist.

Das Denkmal auf dem Sockel wurde 1947 hier errichtet. Der Tag des Denkmals, dieses Denkmals, ist dem zufolge ein recht runder Jahrestag: ein Dreivierteljahrhundert, quasi heute vor 75 Jahren.

Aber so rund wie der Jahrestag beinah ist, ist die Sache mit dem Denkmal nicht. Wie denn auch, bei diesem Thema? Bei dieser Geschichte? Bei diesen Kämpfen um ihre Deutung und um Anerkennungen und öffentliche Raum-Präsenz bis in die Gegenwart.

Unrunde Sache, ganz unumwunden ausgedrückt. Auf der dreisprachigen Info-Tafel vor dem Grabmal und dem Denkmal steht zu lesen – wir zitieren die deutschsprachige Inschrift: „Das Gedenkensemble wurde nach 1947 zweimal wesentlich geändert.“ – „Wesentlich geändert“ [„considerably altered“], das trifft so gar nicht das Wesentliche an einer der zwei Änderungen; denn diese „Änderung“ war eine böswillige Zerstörung aus antislowenischen, partisan*innenfeindlichen Motiven: Im September 1953 wurde das Denkmal von unbenannt Gebliebenen gesprengt. Der Tag dieses Denkmals ist gewissermaßen eine Nacht im September 1953, vor fast siebzig Jahren. Eine von den Behörden nie geklärte Zerstörung – eine „wesentliche Änderung“… Das ist eine Beschönigung, wie wenn ich sagen möchte: Diesen Herbst vor genau 50 Jahren wurden zahlreiche zweisprachige Ortstafeln in Kärnten „wesentlich geändert“ – nämlich zerstört, in Handlungen, die Pogromen ähneln, und für die sich im populären Geschichtsbewusstsein leider das Wort „Kärntner Ortstafel-Sturm“ verbreitet hat. Der „Sturm“ – in dieser Bedeutung ist das ein Wort aus dem deutschnationalen völkischen Sprachgebrauch. Sturm ist gut zum Trinken, aber ansonsten…

Dieses Denkmal wurde geändert. In Trümmer gesprengt. Und danach wieder hergestellt – und woanders hingestellt. Vor den Peršman-Hof, an der Gedenkstätte, zu der viele von uns jetzt dann hinfahren werden. – So etwas gibt´s wahrscheinlich nicht oft: dass ein Denkmal doppelt existiert, zweimal wo steht. Der Tag des Denkmals ist in diesem Fall also ein Tag der zwei Denkmäler. Dieses Denkmal wurde zweimal rekonstruiert, zweifach; unter anderem deshalb ist es nicht so einfach, wenn wir sagen „Wir sind heute da am Denkmal“. Die Änderung bleibt wesentlich, die Spaltung erhalten.

Dabei sieht es einfach aus, richtig rund: Wir haben hier eine runde sakrale Schale, eine „Opferschale“, wie das so heißt, auf dem Denkmalsockel. Die Opferschale passt quasi zur Kirche, neben der das Denkmal steht: Auf solch einer Schale werden Opfer dargebracht, dem religiösen Sprachgebrauch zufolge; diese Opferung ist eine Geste in Richtung Himmel, hin zum Überirdischen, in Anknüpfung an etwas Göttliches.

Schale und Opfer, das scheint ja gut zu passen. Es passt aber auch eine andere Bedeutung von Schale: wenn wir nämlich sagen „harte Schale, weicher Kern“ bzw. „verletztlicher, aber spannender Kern“. Und eine andere Bedeutung von Opfer: wenn wir nämlich feststellen, dass hier etwas geopfert wurde – es wurde etwas preisgegeben, ja eigentlich unterschlagen, etwas, das durch die Hülle der Opferschale verdeckt wird. Wir meinen natürlich das, was von 1947 bis 1953 hier auf dem Denkmalsockel gestanden ist, und das dann in Stücke gesprengt wurde und das nun wieder zusammengesetzt seit 1983 auf einem Sockel vor dem Peršman-Hof steht. Das Doppel zu diesem Denkmal, seine zweite Form, die zugleich seine Erstfassung ist, das ist eine bronzene Skulpturen-Dreiergruppe: zwei Partisanen und eine Partisanin – bewaffnet und in einer stilisierten Lauf-Formation. Das Laufen drückt eine Bewegungsrichtung aus, eine veräußerte Dynamik; die Formation drückt die innere Dynamik eines Zusammen aus.

Unter der Schale des Opfers ist also ein verdeckter Kern von kollektiver Handlungsmächtigkeit, von gemeinschaftlicher Agency – von „zusammen etwas tun Können“. Aus den Trümmern zusammengesetzt und neu hingestellt wurde als der Mittelteil des Skulpturen-Trios eine Partisanin mit einer Maschinenpistole. Eine bewaffnet kämpfende Frau: So ein feministisches Motiv ist selten bei Denkmälern in Österreich, die sich auf den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus beziehen – um es nüchtern zu sagen.

(Etwas weniger nüchtern könnten wir, als Kontrast, auf ein junges Denkmal hinweisen, das sich auf den Zweiten Weltkrieg bezieht – auf das „Trümmerfrauen“-Denkmal, das 2018 die FPÖ auf einem exponierten Privatgrundstück in der Wiener Innenstadt errichten ließ. Es zeigt eine halbnackte Frau, die der traditionellen Skulptur einer „Badenden“ nachempfunden ist, und es ist laut Inschrift „Österreichs Trümmerfrauen 1943-1954 gewidmet“, also den Leuten, die in Österreich 1943, 44, 45…, als Österreich ein Teil von Nazi-Deutschland war, den Krieg verlängern halfen, indem sie Luftkriegsschäden beseitigten – allerdings vielfach zwangsweise und nicht als Österreicherinnen, sondern vorwiegend osteuropäische Zwangsarbeiter*innen.)

Unterschiede zeigen sich. Wir sehen da auch einen Unterschied des Skulpturen-Trios von 1947 zu anderen Denkmälern, die dem Kampf gegen die Nazis gelten; etwa zum Ehrenmal der Roten Armee, das auf dem Schwarzenbergplatz in Wien an die Sowjetbürger*innen erinnert, an die Russ*innen, Ukrainer*innen und andere, auch an die Bulgar*innen, die bei der Befreiung Wiens ihr Leben verloren haben. Der Rotarmist auf der Siegessäule in Wien steht stramm in voller Montur – als diszipliniertes Subjekt eines von Stalin mit Gewalt regierten Machtstaates mit imperialen Ambitionen. – Die drei auf dem Denkmal am Peršman-Hof, das nicht mehr hier ist, die tragen eine einfach und improvisiert wirkende Kleidung; sie laufen; und sie drücken eben nicht nur Männlichkeit aus; und sie drücken nicht Machtstaatlichkeit aus, weder stalinistische noch andere.

An diesem Punkt ist zu erwähnen, dass der britische Name auf dem Sockel hier wie eine Rätselschrift etwas zugleich ausspricht und unkenntlich macht – nämlich einen Moment stalinistisch-imperialer Gewalt in der geopolitischen Konstellation mit den Machtinteressen eines anderen Empire, des britischen. „Hier ruht der britische Verbindungsoffizier Hesketh-Prichard“ steht da zu lesen. Dieser britische Geheimdienst-Offizier, der Ende 1944 die Partisaneneinheit auf der Saualpe begleitete, wurde dort von einem Partisanen-Offizier erschossen; er wurde insofern zum, ja, Opfer der Konkurrenz zwischen den sich formierenden Machtblöcken des späteren Kalten Krieges: also der zeitweiligen Umorientierung der Partisan*innenverbände von der britischen Staatsmacht zur sowjetischen und zur Roten Armee als rivalisierende Verbündete. (Wir beziehen uns auf eine Studie des Historikers Peter Pirker.)

Für diejenigen, die das Denkmal hier 1953 zerstört haben, für diese Nazis war die Skulptur der drei Partisan*innen eine Provokation, denn es drückte Handlungsfähigkeit aus: eine partisanische, vielfach slowenische Gegengewalt dort, wo nationalsozialistische Vernichtungsgewalt herrschte – und vielfach Zustimmung zu ihr, Apathie, Konformismus, Profitieren vom Regime. Dieses militante Handeln, dieses Tun-Können und das Beharren darauf, provoziert. Dieser Anblick, dieses Denkmal, dieses „Geschichts-Bild“ kollektiver Handlungsmacht stört massiv jene, die sich als Opfer hinstellen – als Opfer der Partisan*innen; später dann auch als „erste Opfer Hitlers“; schließlich in einem Opfer-universalistischen Geschichtsbild, wonach es „nur Opfer“ gegeben hat, egal wo, ob in Auschwitz oder Dresden oder Stalingrad, nur Opfer, keine Täter*innen, kein Tun, auch kein Tun dagegen… Wir sagen nicht, dass die Opferschale, die heute hier auf dem Sockel steht, das alles vermittelt oder vermitteln soll. Aber: Sie lässt nur das Opfer übrig. Das hat, um beim Wort zu bleiben, einen schalen Beigeschmack.

Eine Provokation könnte die Dreier-Skulptur – die wir ja gleich nachher auf dem Persman-Hof sehen werden – auch heute noch darstellen. Und zwar für einen sehr raffinierten Geschmack bzw. eine sehr reflektierte Kunsthaltung: Aus solch einer Haltung ist das 1947er Denkmal, ist die entschlossen laufende Figurengruppe too much – zu pathetisch, zu gegenständlich, zu kitschig vielleicht. Dem gegenüber hat die Opferschale etwas Stilles, Zurückgenommenes, ein wenig Abstraktes.

Das ist nicht unsere Sicht der Dinge, nicht unsere Sicht der Denkmäler in ihrer Dopplung bzw. Gespaltenheit zwischen den beiden Rekonstruktionen.

Eine solche Spaltung hat eine Entsprechung, sozusagen ihrerseits ein Double – in der Spaltung der Gestaltung der zwei Gedenkorte für die durch die Nazis geschundenen und ermordeten Arbeitssklaven am Loiblpass-Tunnel bzw. Ljubelj-Tunnel nicht weit von hier. Wir haben auf der slowenischen Seite ein Denkmal mit einer stark stilisierten, skelettösen menschlichen Figur, die ihre Arme leidenschaftlich zum Himmel erhebt, versehen mit der Sockel-Inschrift „J´accuse“, französisch für „Ich klage an“. Und wir haben dem gegenüber auf der österreichischen Seite eine rezente künstlerische Gestaltung der Arbeitslager-Gedenkstätte, die die geometrischen Umrisse der Lagergebäude vermittelt – allerdings um den Preis einer geometrischen Abstraktion. Durch diese die Abstraktion wird etwas geopfert, geht verloren – etwas an Pathos und Sinn. Pathos ist nix Schlechtes, und Sinn ist ein Gewinn. So im Fall des Denkmals mit der Inschrift „J´accuse! Ich klage an!“, denn dieser Klage-Ausruf ist ja ein Zitat aus der Geschichte der öffentlichen Kritik am Nationalstaat als Maschine zur Homogenisierung eines „Volkes“; das geht zurück auf den Zeitungsartikel „J´accuse!“ von Emile Zola, eine Anklage der Betreiber der antisemitischen „Dreyfus-Affäre“ um 1900. Die Figur auf dem slowenischen Denkmal am Loibl-Pass wendet sich also nicht zu Gott im Himmel (wie eine Opferschale), sondern anklagend an die Staatsmacht als Obrigkeit des Nationalismus, des Rassismus, des Antisemitismus und der Minderheitenfeindlichkeit.

Ein Wort hier, heute, am Tag des Denkmals zum Zusammenhang von Denkmal-Kultur mit historischem und nachwirkendem Antisemitismus – und mit dem Vertrauen auf die Segnungen künstlerischer Abstraktion gegenüber der Geschichte: In Wien steht ja, an dem nach ihm benannten zentralen innerstädtischen Platz, das Denkmal, die Ehrenstatue, für den Wiener Bürgermeister Lueger, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Lager der christlichsozialen Politik mit dem Kitt des Antisemitismus zusammengeführt und zum Erfolg geführt hat. Um dieses Ehrenmal für einen prominenten Akteur antisemitischer Politik gab es in den letzten Jahren massive Kontroversen; durchaus auch im Kontext der weltweiten antirassistischen, antikolonialen Denkmal-… Stürme? von 2020, sagen wir lieber: der Aktionen gegen herrschaftliche Denkmäler. Die Gemeinde Wien möchte allerdings keine allzu radikalen Aktionen gegen das Lueger-Denkmal sehen, will es nicht entfernt haben, sondern will mit dem antisemitischen Erbe der Stadt offenbar behutsam umgehen. Die Wiener Kulturpolitik setzt auf Kompromisse, Kalmierung und Kunst: auf einen geladenen, also exklusiven, Wettbewerb zur künstlerischen Umgestaltung des Antisemiten-Denkmals auf dem nach ihm benannten Platz. Umgestaltung… also, vielleicht könnte hier Wien vom Völkermarkter Vokabular etwas lernen: Auch eine Sprengung ist ja eine Art von „wesentlicher Änderung“ eines Denkmals. Wobei: Allzu spitzfindig dürfen wir beim Lueger-Denkmal mit Worten nicht sein – verkündete doch der ORF im Juli 2022 auf seiner Nachrichten-Website ORF.at groß, dass für die nähere Zukunft geplant sei, dass das ZITAT „Lueger-Denkmal als antisemitischer Lernort“ dient. Ein antisemitischer Lernort, ja, genau…

Zum Glück sind wir hier nicht an einem „nationalsozialistischen Lernort“. Sondern an einem Ort des Lernens über – und: gegen – Nationalsozialismus; in Form des Gedenkens an den Widerstand gegen ihn. Widerstand in der Form des Kampfes der Partisan*innen, die hier als Opfer in der Schale sakralisiert und am Peršman-Hof heroisiert werden. Das übrigens auch im Unterschied zu dem abstrakten Gedenkstein für ein SS-Massaker an Partisan*innen auf dem Kömmel bei Pliberk/Bleiburg 1944; der dortige Granitblock wurde 1972 errichtet, er hat also heuer seinen Tag des Denkmals als ganz runden 50. Jahrestag. Und auch er wurde von unbenannt Gebliebenen gesprengt, im Oktober 1976.

Sehr konkret hingegen eben ist das Denkmal, auf das – in seiner Abwesenheit – die Schale hier verhüllend verweist: die Persmanhof-Statuen – nicht Opfer, nicht Block, sondern verkörperter Kampf. Etwas tun können. Allerdings: Die Fixierung von heroischer kriegerischer Gewalt – die ist ja nicht einfach so da, dass wir sie abnicken. Da wäre anzumerken, dass die Verlegung der drei Figuren, die ursprünglich für die toten Partisanen auf der Saualpe standen – dass deren Neu-Verortung vor dem Persman-Hof ein bissl schräg steht zu der Tatsache, dass die Partisan*innen-Einheit dort in das SS-Massaker an den Bewohner*innen des Hofes kurz vor Kriegsende 1945 nicht eingegriffen hat. Nicht mehr eingreifen konnte, nicht mehr eingreifen sollte: Es soll nichts unterstellt sein; nur aber eben die Anmerkung, dass der Fokus auf den heroischen Kampfeswillen, die vorwärtsstürmende Pose nicht mit artikuliert, dass der Peršman-Hof auch der Ort einer ausgebliebenen Rettung vor nationalsozialistischer Vernichtungsgewalt ist; einer der vielen ausgebliebenen Rettungen, die sich durch die Geschichte der Nazi-Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges ziehen. Das bleibt ein Zusatz, bleibt zu sagen. Es bleibt dazu zu sagen, zum Denkmal an seinem Tag: das Moment der Trauer – auch um eine Handlung, die unterblieben ist, um eine verlorene Chance.

Die Frage der Vermittlung, der Sichtbarkeit, von Handlungsmacht, von Fähigkeit zum Widerstand, die stellt sich noch einmal anders ambivalent bei den Orten der beiden Denkmäler bzw. des aus seinen Trümmern gedoppelten Denkmals, hier und oben am Peršman-Hof. Wir könnten da eine Art zunehmender Marginalisierung nachzeichnen: Es gibt das Kriegerdenkmal für den von den „Heimattreuen“ so genannten „Kärntner Abwehrkampf“ auf dem Hauptplatz von Völkermarkt – dann gibt es die Grabstätte mit Denkmal für die gefallenen Partisan*innen, am Anfang ebenfalls mit „Kriegerdenkmal“, hier in Šentrupreht, neben der Kirche, ein wenig auch hinter der Kirche – und dann das Denkmal des Partisan*innenkampfes heute ganz entlegen, oben am Peršman-Hof. Nicht wirklich öffentlich sichtbar. Aber anderseits hat das Denkmal auf dem Peršman-Hof mit die Funktion, Öffentlichkeit wirklich werden zu lassen: Es markiert eben den Raum – die Wälder, die Berge –, den der Partisan*innenkampf für seine Wirksamkeit, schon allein für sein Überleben gebraucht hat. Es markiert einen Erfahrungsort; und zwar auch in dem Sinn, dass es für uns heute erfahrbar macht, wo überall widerständiges Handeln wirklich war und folglich möglich ist.

Handeln im Widerstand – das liegt auf der Hand. Das liegt im vollen Wortsinn auf der Hand, nämlich auf der Hand einer der Figuren des Denkmal-Trios auf dem Peršman-Hof. Da stellt sich die Handlung als Frage, Frage nach ihrem Sinn. Denn: Zwei der Figuren, der Mann und die Frau jeweils mit der Maschinenpistole, die schauen, zeigen auch, nach vorne. Die dritte Figur schaut zurück und winkt mit einer Hand nach hinten, an andere, an uns, sich den Partisan*innen anzuschließen – ihrem antifaschistischen Widerstand; auch ihrem Anteil an dem Zukunftsprojekt einer Gesellschaft in Gleichheit und Solidarität. Aber: Bei der Sprengung 1953 wurde diese zu uns ausgestreckte, einladende Hand so sehr zerstört, dass sie danach nicht mehr adäquat rekonstruiert werden konnte. Das ist wohl der Grund dafür, warum diese Figur nachträglich eine Handgranate in die Hand gelegt bekommen hat. Die Handgranate in der offenen Hand wirkt wie ein Echo der Sprengung, aus der diese seltsame Kombination entstanden ist; auch wie ein Echo der Schale, in die man etwas hineinlegt – und wie eine Bekräftigung eines gänzlich militärischen Charakters des Denkmals. So als würde der bewaffnete Kampf den Widerstand restlos ausmachen, so als wäre die Axt, die diese dritte Figur in der anderen Hand trägt, nicht Waffe genug, als wäre die Axt zu sehr eine Anbindung an ein nicht militarisiertes Leben (das ja trotzdem militant sein kann).

Wie eine Schale als Hülle verdeckt die mit der Granate beladene Hand die Einladung. Das ist eine wesentliche Änderung des Denkmal-Charakters. Der wesentliche Charakter eines Denkmals ist der Verweis auf etwas, das nicht gegenwärtig, nicht hier ist. Etwas ist nicht hier – und das sind auch wir. Das Wir ist ein Zusatz zum Denkmal; ein Zusatz in Richtung Zukunft. Die dritte Figur schaut zwar nach hinten, aber ihre ausgestreckte Hand weist nach vorne – in Richtung von etwas Offenem, etwas Kollektivem; in Richtung eines offenen Kollektivs, das nicht von vornherein festgelegt ist; in Richtung Zukunft. Eine irdische Zukunft, keine himmlische. Diese Zukunft, diese Einladung, diese Anknüpfung im Menschlichen wird durch die Schale und die in die Hand gelegte Handgranate überdeckt; sie wird zu einer Lost Future – zu einer Zukunft, die verloren ist, die sich aber reaktivieren und zurückgewinnen lässt. Die antifaschistische Einladung ist aufrecht, die Hand ausgestreckt – offen sollte die Hand auf dem Denkmal wieder werden. Der Tag des Denkmals ist morgen.

Hvala lepa – Smrt fašizmu, svoboda narodu!